Zobelei-Homepage

Zähler

Das Zobel'sche Netz

Familie Theologie Computer Freizeiten Wetter Info

Temperatur in Dohna: Stand: 05.Dec 14
Außen:  Ausgefallen °C -  Eiskalt  ( Uhr)
Innen:  Ausgefallen °C -  Eiskalt  ( Uhr)
ServerCPU:  29.38 °C -  Sehr warm  (17:53:46 Uhr)
 

 

Bitte wählen:

Überblick

Landesverband

Präsentation

Skripte

Arbeiten

Examen

Exegese

1. Einleitung

2. Der Textbestand

3. Die Textgliederung

4. Der Text im Makrotext

5. Diachrone Betrachtung

6. Einzelexegese

7. Auswertung

8. Literatur

Zurück Anfang Weiter

2. Der Textbestand

2.1 Vers 27

Ihr hört, daß gesagt ist, du sollst nicht Ehebruch treiben.

Die Einleitung ist im Aorist geschrieben. Das zeugt von der Einmaligkeit dieses Vor-ganges, der da stattgefunden hat.

Allerdings ist diese Einleitung VHkou,sate o[ti evrre,qh typisch für dieses Kapitel. Es untergliedert die Textblöcke 21 - 26, 27 - 32, 33 - 37, 38 - 42, 43 - 48. An anderen Stellen der Bibel erscheint sie nicht. In Vers 21 und 33 von den oben genannten Stellen gibt es sie in den Varianten mit toi/j avrcai,oij, also einem Dativobjekt. Es ergänzt, daß gehört wurde, was den Alten gesagt wurde. Und so verzeichnet auch Nestle-Aland27 hier eine Lesart mit diesem Objekt, die nicht von der Mehrheit der wichtigen Zeugen getragen wird. Sie wird daher eher irrtümlich eingefügt worden sein. Weiterhin ist sie für den eigentlichen Inhalt des Satzes nicht von entscheidener Bedeutung. Denn es ist für den weiteren Gedankengang nicht entscheidend, wem diese Regel erstmalig gesagt wurde.

Ouv moiceu,seij ist ein Zitat aus dem Dekalog und kommt in dieser Form sowohl in Exodus 20,13 als auch Deuteronomium 5,17 in der LXX vor. Die Form kann sowohl Futur oder Imperativ sein. Da dies ein Zitat aus einer Gesetzessammlung ist, habe ich mich für den Imperativ entschieden.

2.2 Vers 28

Und ich sage euch, daß ein jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr treibt in seinem Herzen.

Die Einleitung evgw. de. le,gw u`mi/n o[ti pa/j des Verses gehört zu der Einleitung VHkou,sate o[ti evrre,qh dazu. In 3 von 5 Stellen ist sie vorhanden, 5,22; 28 und 32.

Das Ansehen, o` ble,pwn, ist eine schwache Vokabel. Sie wird an den verschiedensten Stellen in biblischen Texten verwandt, um das Ansehen von Menschen oder Gegenständen zu beschreiben. Auch die Kombination mit gunh, wird sonst im unverfänglichen Sinn verwendet. Wie WBauer aufweist, wird in Lukas 7,44 sogar Simon von unserem Herrn aufgefordert, die Frau anzuschauen. Dafür hat aber die Begierde evpiqume,w eine direkte Aussage. Es gibt ihn in zwei verschiedenen Varianten. In der einen Variante, mit nachfolgendem Genitiv, bezeichnet es eine erstrebte Sache. Hier liegt evpiqume,w aber mit dem Akkusativ vor. In dieser Kombination bezeichnet es allerdings die Person der geschlechtlichen Begierde. Das Ansehen ist hier also eindeutig von einem geschlechtlichen Begehren geprägt, nicht nur ein "zufälliger" Blick.

In der Bibel kommt allerdings auch die Variante mit metV auvth/j vor. Diese Variante wird in Offenbarung 2,22 im übertragenen und im direkten Sinne gebraucht. Dabei weist das meta besonders auf die Partnerin des Ehebruches hin, in deren Tatgemeinschaft die Ehe gebrochen wird . Hier wird auch die Partnerin des Ehebruches angegeben, aber sie wird nicht so ausdrücklich betont.

Bei diesem Objekt liegen auch die einzigen Lesarten dieses Verses vor: a und P64, beide zwei alte Zeugen, haben in ihrer ursprünglichen Lesart kein Akkusativobjekt. a steht für den von Tischendorf gefundenen Codex Sinaiticus aus der Zeit um 350-390, P64 für eine umfangreiche Papyrussammlung, die innerhalb des 2. bis 3. Jahrhunderts entstanden ist. Hier wird also die Ehe ohne Partner gebrochen. Das fiel auch dem ersten Korrektor von a auf, und so fügte er ein Genitivobjekt ein. Diese Übersetzung würde dann "Er betreibt ihren Ehebruch in seinem Herzen" lauten. Sie wird auch von der ersten Schriftenfamilie gestützt. Daran zeigt sich, das man wohl davon ausgehen kann, daß der Text eher in einer weitläufigeren Variante bekannt war.

Hinzuweisen bleibt aber darauf, daß sowohl Tertullianus als auch Clemens von Alexandria diesen Text ohne Erweiterung zitierten. Ihnen kann man aber auch schriftstellerische Freiheit gönnen.

Ein wesentlich wichtigerer Zeuge noch für das Akkusativobjekt ist noch B, der Codex Vaticanus, der nach 367 entstanden ist. Er ist in seiner Bedeutung a weit überlegen. Daneben gibt es etliche weitere erwähnte Zeugen für diese Lesart, die allerdings alle bezüglich ihrer Bedeutung hinter B zurückstehen, wie z.B. D, der wohl von einem bedeutenden Theologen anhand vorzüglicher Handschriften des Frühtextes entstanden ist. Auch der byzantinische und erweiterte Mehrheitstext unterstützt diese Variante.

Aus diesen oben genannten Gründen erscheint es mir als sinnvoll, in meiner Übersetzung dem Text von Nestle-Aland26 zu folgen.

2.3 Vers 29

Wenn aber dein rechtes Auge dich zur Sünde verleitet, reiße es raus und wirf (es) weg von dir: Denn es nützt dir, damit ein einzelner deiner Teile umkomme und nicht dein Leib ganz in die Hölle geworfen wird.

Die Vokabel skandali,zw kann auch als ärgern übersetzt werden. Dies erscheint aber in die-sem Zusammenhang, bei dem es um Schuld geht, nicht als sinnvoll.

Auf eine Lesart soll noch hingewiesen werden, blhqh/| wird mit avpe,lqh ersetzt. Allerdings spiegelt sich diese Variante nur in D und einigen sehr weniger wichtigen Zeugen und Übersetzungen wieder. Sie stammt wahrscheinlich aus einem Übertragungsfehler, da sie die Lesart des nachfolgenden Verses darstellt.

Die Vokabel ge,enna entstammt eigentlich einer Ortsbezeichnung bei Jerusalem, hat aber im Laufe der Zeit die Bedeutung der Hölle zugewiesen bekommen. Da eine Ortsbezeichnung in der Nähe von Jerusalem an dieser Stelle unpassend ist, bleibt nur die Entscheidung für die Übersetzung als Hölle.

2.4 Vers 30

Und wenn deine rechte Hand dich zur Sünde verleitet, haue sie ab und wirf (sie) weg von dir: Denn es nützt dir, damit ein einzelner deiner Teile umkomme und nicht dein Leib ganz in die Hölle hingeht.

Dieser Vers ist nicht unumstritten. D läßt ihn ganz aus, einige wenige weitere Handschriften und Übersetzungen wie die Vulgata in Einzelhandschriften als auch die syrische Überlieferung vom Sinai. Allerdings haben ihn sowohl a und B in dieser Variante, und die Vulgata sowie syrischen Übersetzungen bringen ihn in verschiedenen Handschriften. Daher besteht kein Zweifel, diesen Vers als zum Text dazugehörig zu betrachten.

Der Vers ist sehr synchron zu Vers 29 aufgebaut, so daß hier etliche Textvarianten exi-stieren, die diesen Vers dem obigen parallelschalten. So wird gleich am Anfang h` dexia, sou cei.r in h` cei.r sou h` dexia umgewandelt. Diese Änderung, im Deutschen nur umständlich wiederzugeben, ändert lediglich die Betonung und wird von unwichtigen Schriften überliefert. Von der Wertung her wichtigere Schriften übernehmen am Ende des Verses die Variante aus Vers 29, blhqh/| eivj ge,ennan. Diese Variante scheint aber auch eher ein Versehen zu sein, da sie nur in einigen bestimmten Schriftfamilien auftaucht, von a und B aber nicht überliefert wird.

Von Interesse wäre diese Änderung auch nur, wenn man hier eine Lehre über die Hölle aufstellen will und untersuchen möchte, ob der Leib passiv hineingeworfen wird oder aktiv hineingeht. Das ist aber nicht Ziel dieser Exegese, und für die weiteren Überlegungen irrelevant.

2.5 Vers 31

Gesagt wird aber: Welcher seine Frau entläßt, gebe ihr einen Scheidebrief.

Zu diesem Vers existieren keine textkritischen Varianten, und auch die Übersetzung der Vokabeln ist eindeutig.

2.6 Vers 32

Ich aber sage euch, daß ein jeder, der seine Frau entläßt (ist ein Trennender (von) seiner Frau), außer wegen Unzucht, macht, daß sie ihre Ehe bricht, und der, der eine Entlassen-wordene heiratet, bricht die Ehe.

D und einige Übersetzungen gleichen diesen Vers am Anfang Vers 31 an, indem sie "der seine Frau entläßt" nicht mit einem Partizip formulieren. In B wird das Ende als Partizip for-muliert: "der eine Entlassenwordene Heiratender", was aber im Deutschen wie oben geglättet werden darf. Das Ende wird insbesondere von D ab dem letzten "und" weggelassen, was dem Text zwar eine Spitze nimmt, aber im Original wohl nicht so stand. Denn dann gäbe es hier wohl keine Varianten, und a und B würden sich D anschließen.


 © 2001 Dirk Zobel. Alle Rechte reserviert.

Zurück Anfang Weiter