Zobelei-Homepage

Zähler

Das Zobel'sche Netz

Familie Theologie Computer Freizeiten Wetter Info

Temperatur in Dohna: Stand: 05.Dec 14
Außen:  Ausgefallen °C -  Eiskalt  ( Uhr)
Innen:  Ausgefallen °C -  Eiskalt  ( Uhr)
ServerCPU:  29.38 °C -  Sehr warm  (17:53:46 Uhr)
 

 

Bitte wählen:

Überblick

Landesverband

Präsentation

Skripte

Arbeiten

Examen

Startseite

1. Einleitung

2. Geschichte

3. Kriterien

4. EKD

5. Pilgermission

6. Ev. Kirche im Rheinland

7. Vielfalt ist Gewinn

8. Auswertung

9. Literatur

Exegese

Zurück Anfang Weiter

7. Vielfalt ist Gewinn

Es gibt diverse Arbeiten der Gruppe Homosexueller und Kirche (HuK) zu unterschiedlichen Grundlagenpapieren. Auch spezielle Themen werden aufgegriffen. Eine eigene Stellungnahme zu der Problematik "Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften im Gottesdienst" fehlt aber.

Anfang der 90‘er Jahre erstellte die HuK die Kampagne "Farbe bekennen". Mit einem umfangreichen Reader sollte den Gemeinden Material zur Diskussion geliefert werden und gleichzeitig ein Netzwerk solidarischer Gemeinden erzeugt werden. Diesem Reader ist der Artikel "Vielfalt ist Gewinn" entnommen, der mir auch vom Archivar des HuK, Axel Gade, als der Grundlagenartikel zum Thema "Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften im Gottesdienst" empfohlen wurde. Natürlich zeigt der Text nur eine Facette in den Stellungnahmen der HuK, aber er ist trotzdem repräsentativ.

7.1. Das Thema

Das Plädoyer versucht eine Offenheit für andere Lebensformen zu erzeugen. Eingeschlossen sind dabei auch homosexuelle Lebensformen.

7.2. Die Argumentation im Bereich Homosexualität

Das Plädoyer geht davon aus, daß Fragen über Lebensformen schwer ohne moralische Wertungen diskutiert werden können. Daher ist es schwer einzusehen und anzuerkennen, daß sich unsere Normen für das partnerschaftliche Zusammenleben und die Sexualität in der Geschichte entwickelt haben. Was bei uns momentan gilt, so glauben wir, sei normal, führt das Plädoyer aus. Allgemein muß das aber nicht zwangsläufig stimmen, und es stimme im Bereich Sexualität und Partnerschaft auch nicht. Gerade die Ehe unterlag hier einer starken Wandlung.

7.2.1. Biblischer Befund zur Homosexualität

Beim biblischen Befund zur Ehe setzt das Plädoyer früh ein. Ehe gab es schon vor dem Christentum. Aber sie existierte ohne Standesamt und Kirche. "Adam und Eva spürten auch so, daß sie füreinander geschaffen waren." Im Schöpfungsbericht ist deshalb auch keine Ehe erwähnt.

"Erst die Theologen der frühen Christenheit entwickelten einen Ehebegriff." Als Beleg wird als Zitat Contra Faustum 22, 47, 8 von Augustinus herangeführt, der von der Entwicklung der Polygamie zur Monogamie schrieb: "Eine Mehrzahl von Ehefrauen war kein Verbrechen, als es Brauch und Gewohnheit war. Doch heute ist es ein Verbrechen, weil es nicht mehr Brauch und Gewohnheit ist." Ein weiterer Beleg sei bei Martin Luther zu finden, der die Ehe weltlich einstufte und nicht als eine göttliche Institution.

Wie Jesus den Sabbat in Markus 2,27 relativiert, so soll mit allen Normen umgegangen werden. Die Normen sind für den Menschen, nicht der Mensch für die Normen.

Eventuell entwickeln sich Normen, die nicht einmal mehr von unseren persönlichen Empfindungen, sondern "nur noch von unserer Kirche verurteilt" werden.

7.2.2. Humanwissenschaftlicher Befund

Die Kennzeichnung einer Lebensform als "natürlich" entspringt keinem biologischen Sachverhalt, sondern zeigt lediglich, daß eine Norm von in der Gesellschaft weitgehend anerkannt ist. Das belegt das Plädoyer mit zwei Beispiele aus anderen Völkern: die Tschambuli aus Neuguinea vertauschen die Rollen von Mann und Frau im Sinne von aktiv und passiv, sachlich und gefühlvoll (letzteres wird in dem Plädoyer der Frau und bei den Tschambulis dem Mann zugerechnet), und die Marind-Anim leben ihre Sexualität ausschließlich homosexuell, nur einmal im Jahr findet eine Paarung von Frauen und Männern statt, um Nachwuchs zu erzeugen. Letztere waren der Ansicht, Männer und Frauen haben prinzipiell kein Interesse an dem anderen Geschlecht.

Das Ideal der Ehe gilt auch nicht mehr im heterosexuellen Bereich, wenn man bedenkt, daß

  1. jede dritte Ehe geschieden wird,
  2. sexuelle Gewalt in der Ehe zunimmt,
  3. sexueller Mißbrauch der Kinder durch Eltern geschieht, und
  4. in der Bundesrepublik zwischen 50.000 bis 400.000 Prostituierte Kontakte mit zwischen hochgerechnet 150.000 bis 1,2 Millionen Freiern haben.

Dementsprechend gibt es auch Varianten im Bereich der Homosexualität: Es gibt die aus kirchlicher Sicht pflegeleichten "braven, gesellschaftlich angepaßten, unauffälligen, monogamen Homosexuellen einerseits und den kreischigen, auffälligen, unangepaßten und promisken Homosexuellen andererseits."

7.2.3. Ethische Maßstäbe zur Homosexualität

Das Ideal der Ehe hat ausgedient. Schon die Unterscheidung zwischen monogam und promiskut ist diskriminierend, weil es nicht der gesellschaftlichen Realität entspricht. Wenn aber das Ideal einer monogamen Ehe ausgedient hat, kann es auch nicht von homosexuellen Beziehungen erwartet werden.

Das sollte die Kirche akzeptieren, denn die Kirche ist eine Gemeinschaft der Verschiedenen.

7.3. Segnung Homosexueller

Direkt zur Segnung Homosexueller spricht dieses Plädoyer nicht. Der Grund liegt darin, daß die Schlußfolgerungen insgesamt sich gegen die Ehe als besondere Lebensform richten.

Das Plädoyer kritisiert, daß auf politischer Ebene über eine Gleichstellung homosexueller Partnerschaften nachgedacht wird, und diese monogamen homosexuellen Paare sogar eine kirchliche Segnung kriegen könnten. Denn das würde nur eine Form der Sexualität manifestieren, die nicht der Lebenswirklichkeit entspricht.

7.3.1. Bedeutung der Trauung

Die Einschränkung der Sexualität auf die monogame Ehe geht an der homo- wie heterosexuellen Realität vorbei. Sexualität ist immer mehrgestaltiger als die auf Dauer angelegte Partnerschaft mit einem Partner.

7.3.2. Auftrag der Kirche

Die Quintessenz wird auf einen kurzen Satz gebracht: "Noch einmal: es ist die Kirche, die in puncto Lebensformen, Sexualität und Beziehung von Homosexuellen (und natürlich auch den Heterosexuellen) lernen kann und muß. Sie muß dazu ihre Traditionen und vor allem das Evangelium nicht verraten, sie muß ihre Tradition jedoch kritisch hinterfragen." Das Hinterfragen hat zum Ergebnis, daß die Ehe in der heute gelebten monogamen Form nur das Ergebnis eines Geschichtsprozesses ist, und entsprechend Genesis 2,18 der Mensch nur einen Partner braucht. Wie lange und welches Geschlecht ist dabei nicht bestimmt. "Auf Grundlage dieses Satzes können wir die Ehe nur noch als eine unter vielen Möglichkeiten ansehen, anderen ein Gefährte oder eine Gefährtin zu sein, und die Kirche könnte in Zukunft in ihrem Wortschatz das Wort Ehe durch das Wort Lebensbündnisse ersetzen."

Die Frage einer Segnung entsprechend einer Trauung erübrigt sich, da eine Trauung nicht das Exklusivrecht einer heterosexuellen Ehe sein darf. Alle Lebensformen sind anzuerkennen, und in jeder dieser Formen ist dann eine entsprechende Segnung möglich.


 © 2001 Dirk Zobel. Alle Rechte reserviert.

Zurück Anfang Weiter