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5. Homosexualität und christliche GemeindeDieses Heft mit 17 Seiten stellt eine weitere Stellungnahme zum Thema Homosexualität dar. Es wurde am 4.12.1998 von der Mitgliederversammlung des Verbandes der Pilgermission St. Chrischona verabschiedet und ist somit ein neueres Konsenspapier. 5.1. Das ThemaDie Pilgermission St. Chrischona möchte mit ihrer Orientierungshilfe eine wegweisende Richtlinie für ihre Prediger, Gemeindeleitungen, Mitarbeiter und Gemeinden geben. Dadurch sollen diese gleichzeitig zu einem besseren Verständnis und einen besseren seelsorgerlichen Umgang angeleitet und ermutigt werden, denn bisher wurde die Problematik zu selten wahrgenommen und Betroffene in ihrer speziellen Problematik allein gelassen oder sogar mit schnellen Lösungen abgespeist. Diese Stellungnahme der Pilgermission St. Chrischona möchte auch gegen eine Darstellung homosexuell empfindender Menschen als "größere" Sünder entgegenwirken. Anstoß für diese Orientierungshilfe war die breit ausbrechende Diskussion und die Lockerung der Einstellung gegenüber der Homosexualität in der Gesellschaft, bis hin zur Segnung und Trauung homosexueller Paare in einzelnen Kirchen. Die Pilgermission St. Chrischona stellt gleich im ersten Kapitel ihrer Orientierungshilfe fest, daß eventuell Personen mit ihrer Stellungnahme sich angegriffen fühlen und/oder sie ablehnen. Aber mit der gleichen Freiheit wollen sie für sich diese Orientierung herausgeben. Sie wollen keinen in seiner Situation alleine lassen, vielmehr möchten sie denen, die einen Ausweg suchen, einen Weg der Hoffnung zeigen. So räumt die Orientierungshilfe der Pilgermission neun Seiten der Diskussion über die Sündhaftigkeit der Homosexualität ein, zwei Seiten der möglichen Entwicklung der homosexuellen Empfindung und weitere fünf Seiten dem Umgang mit der Homosexualität. Mit den Seiten zum Umgang mit der Homosexualität versucht sie, ihrem Anspruch als eine seelsorgliche Orientierungshilfe gerecht zu werden. 5.2. Die Argumentation im Bereich HomosexualitätDie Ablehnung der Homosexualität wird auf zwei Wegen begründet. Einerseits hat nach der Orientierungshilfe der Pilgermission die Sexualität in der Bibel eine allgemeine Ausrichtung auf Mann und Frau, die eine gleichgeschlechtliche Sexualität ausschließt, andererseits gibt es Texte, die sich explizit gegen homosexuelle Partnerschaften aussprechen. Diese Fragen werden ausführlich behandelt. In einem kleineren Anhang wird dann auf Einwände gegen diese Darstellung bzw. diese negative Sicht der Homosexualität aus anderen Bereichen mit wenigen Sätzen eingegangen. 5.2.1. Biblischer Befund zur HomosexualitätDie Orientierungshilfe der Pilgermission setzt voraus, daß die Menschen als heterosexuelle Wesen geschaffen wurden. Dieser heterosexuelle Geschlechtstrieb – und nur dieser - wurde in Genesis 1,31 als gut bezeichnet. Dabei wurde der Sexualität ein doppelter Sinn gegeben: Einerseits hat der Mensch durch die Fortpflanzung Anteil am Schöpfungshandeln Gottes, andererseits baut sie eine tiefe Beziehung zum Gegenüber auf, begründet im Wort "erkennen" und im "ein Fleisch werden zwischen Mann und Frau". Belegstellen sind hier 1. Korinther 7,4 und Genesis 2,24. Die Ehe ist verbindlich und ein Zeichen für den Bund Gottes mit Israel, so stellt die Orientierungshilfe der Pilgermission fest, und die Sexualität zwischen Mann und Frau in dieser Gemeinschaft ist eine Einladung der Ehepartner, aneinander Freude zu geben und zu haben. Die Orientierungshilfe der Pilgermission geht am Ende des Abschnittes über "die positive Stellung der Heiligen Schrift zur Sexualität und deren Ort in der ehelichen Gemeinschaft" auf die Homosexualität ein: "Auch wenn es in der Bibel kein ausdrückliches Verbot praktizierter Homosexualität gäbe, würde allein schon von der in der Schöpfung gegebenen Ordnung her klar, dass sie keine sog. lebbare ‚Variante‘ sein kann, die dem Schöpfungswillen entspräche". Ein kurzer Verweis auf Römer 1,26ff folgt. Damit wird in einer negativen Aussage bekräftigt, daß die Homosexualität zum sündhaften Teil der Schöpfung gehört und die Menschen in der Homosexualität von Gott ihren sündhaften Leidenschaften hingegeben wurden. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit Gründen der Ehelosigkeit. Die Orientierungshilfe der Pilgermission unterscheidet zwischen drei Gründen, die Jesus selber in Matthäus 19 nennt:
Die Orientierungshilfe der Pilgermission fordert für Menschen, die fähig zur Ehe wären, sie aber aus unterschiedlichen Gründen nicht eingehen können, einen Raum der "Freundschaft, Nähe, Geborgenheit und herzlichen Beziehung" mit "gegenseitiger Wertschätzung und in voller Respektierung der biblisch gesetzen Grenzen", nämlich "wenn Sexualität nicht genital ausgelebt wird". Diese Beziehungen werden auch als "menschlich erfüllend" bezeichnet. In einem nächsten Bereich werden "Störungen der Sexualität" betrachtet. Die erste Feststellung ist, daß die Homosexualität nur ein ganz kleiner Teil des "sündhaften Bereiches der Sexualität" ist. Daneben ist auch sündhaftes Sexualverhalten immer im Zusammenhang mit der Sünde zu sehen, neben "Lüge, Eifersucht, übler Nachrede, Habsucht, Prahlerei usw." Daraus ergeben sich für die Orientierungshilfe der Pilgermission allgemeine Konsequenzen, die bei allen Fehlentwicklungen und somit auch bei der Homosexualität zu beachten sind:
Im Kapitel 2.4 werden einzelne Texte zur Homosexualität genauer betrachtet. Die Orientierungshilfe der Pilgermission gliedert dabei nach alttestamentlichen und neutestamentlichen Texten. Vorab werden die Stellen Leviticus 18,22; 20,13; Genesis 19; Richter 19; Römer 1,26ff; 1. Korinther 6,9-11 und 1. Timotheus 1,10 als die Homosexualität ausnahmslos negativ wertende Stellen angegeben. Die Begründung, warum das Alte Testament die Homosexualität ablehnt, basiert auf den Texten in Leviticus. Im alltäglichen Leben sollen sich die Menschen entsprechend den Satzungen Gottes verhalten, denn Gott ist ihr Herr. Die Homosexualität ist nach dem Heiligkeitsgesetz nun ein schwerer Verstoß gegen die heiligen Ordnungen Gottes, wie Kinderopfer, Geisterbeschwörung und anderes. Der Einwand, diese Stellen verwerfen nur die homosexuelle Praxis in fremden Kulten, wird erst im Anhang behandelt. Das Gegenargument vergleicht mit anderen in Leviticus aufgeführten Aussagen, wie z.B. den sexuellen Umgang mit Tieren, den Ehebruch und der Inzest, die dann auch nur in fremden Kulten verboten wären. Als Texte des Neuen Testamentes werden Römer 1,18-32 und 1. Korinther 6,9 näher erläutert. Nach Römer ist Homosexualität, wie etliches andere auch, ein Beispiel für die Verdrehung des Natürlichen, wenn Gott verworfen wurde. Sie steht somit mit unter dem Gerichtsurteil Gottes, aus dem nur der Ausweg durch Gnade und Erlösung durch Jesus Christus möglich ist. Ähnliches sagt 1. Korinther 6 aus, erweitert um die deutliche Perspektive auf eine Veränderung in Vers 11. Paulus ist davon überzeugt, daß durch Sündenvergebung, Rechtfertigung und die Kraft des Heiligen Geistes auch bei der Unzucht Veränderung möglich ist, wie er an den Korinthern gesehen hat. Damit schließt die neutestamentliche Argumentation der Orientierungshilfe der Pilgermission. Ein letzter Gedanke wird auf den Startpunkt der Sünde gelegt. Über Matthäus 5,28 wird festgestellt, daß auch schon beim Begehren von etwas dem Menschen nicht Zugedachtem die Sünde beginnt. Somit bedeutet jede Hingabe an eine homoerotische Empfindung, jede Phantasie oder Planung einer Ausführung den Beginn der Sünde im Herzen. Aber dieser Beginn sollte die Erlösungsbedürftigkeit deutlich machen und nicht in Selbstverachtung oder Selbstgerechtigkeit führen. Zwei die Bibel betreffende pauschalere Argumente werden im Anhang aufgegriffen. Das Argument, daß die Ablehnung der Homosexualität aus den Mißbräuchen der damaligen Zeit resultiere, wird mit Blick auf die ewig geltende Schöpfungsordnung und Heiligkeit Gottes verworfen. Der zweite Einwand zielt darauf ab, daß Menschen, die sich lieben, nicht vorgeschrieben werden kann, wie sie sich lieben. Somit verstoße die Einschränkung des Homosexuellen gegen das Liebesgebot. Am Beispiel vom Matthäus 10,37 wird gezeigt, daß die Liebe zu Gott sogar über der Liebe zu den Eltern steht. Somit hebt die Liebe keine von Gottes Ordnungen auf. Vielmehr gilt: "Echte Liebe wird sich deshalb nie gegen eine von Gott gegebene Ordnung stellen, weil Gottes Ordnungen Leben schützen und erhalten wollen." Am Rande wird im Anhang das Argument, ob Homosexualität eine harmlose Lebensvariante ist, geistlich entkräftet: "Ein bewußtes Ausleben dessen, was Gott verbietet, verhindert eine Beziehung zu Gott und führt zu geistlichem Tod und Gericht." 5.2.2. Humanwissenschaftlicher BefundDer humanwissenschaftliche Befund wird in der Orientierungshilfe der Pilgermission weniger unter der Perspektive der Argumentation betrachtet, sondern eher als Grundlage für einen seelsorgerlichen Umgang mit der Homosexualität. Es gibt ein Kapitel "Mögliche Faktoren für die Entwicklung homoerotischer Empfindungen", dessen Aussagen uns einige Hinweise auf die Sicht der Forschung um die Homosexualität in dieser Orientierungshilfe geben. So zeigen "Forschungen und Erfahrungen aus Therapie und Seelsorge", daß es viele übereinstimmende Entwicklungsdefizite und Lebenserfahrungen bei Betroffenen gibt. Gleichzeitig stellt auch die Orientierungshilfe der Pilgermission fest, daß man nicht bis ins Detail weiß, wie Homosexualität entsteht. Auch die von ihr aufgezählten Faktoren können, müssen aber nicht zur Homosexualität führen, denn jede Beziehung ist interaktiv und insofern nie lehrbuchmäßig sondern individuell gestaltet. Solche Faktoren sind Probleme bei der Identifikation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil, in der Kindheit und in der Pubertät, die sexuellen Reize in einer die Homosexualität als normal propagierenden Gesellschaft sowie sexueller Mißbrauch. Im Anhang werden weitere Aspekte der Homosexualität betrachtet. So wird das Argument der angeborenen Homosexualität abgelehnt, da es keine Studie gibt, die diese Annahme wirklich beweisen kann. Außerdem wäre eine angeborene Homosexualität nur eine Folge der durch Sünde degenerierten Schöpfung und deshalb nicht zwangsläufig natürlich. Auf das Argument, daß "Homosexualität ... eine harmlose Lebensvariante [ist], die genauso erfüllen kann wie eine gute heterosexuelle Beziehung", führt die Pilgermission St. Chrischona an, daß sowohl die männliche Art des Geschlechtverkehrs als Analverkehr sowie die Tatsache, daß homosexuelle Männer kaum feste Beziehungen haben, Krankheiten fördere. Dann sind Depressionen unter homosexuellen Männern höher als bei heterosexuellen, und bei Frauen – die hier erstmals in die Diskussion um die Lebensvarianten einbezogen werden – tauchen erheblich extremere Besitzansprüche und Eifersüchteleien auf. Nur zur Thematik Promiskuität werden hier Belege in Studien aufgeführt, die anderen Argumente werden nicht näher belegt. Ein letzter Gedanke beschäftigt sich mit der Frage, ob nicht die Therapie homosexuell empfindender Menschen viel emotionalen Streß bedeutet, der diese sogar in den Suizid treiben könnte. Dann wäre eine Seelsorge, die den homosexuell Empfindenden zur Veränderung rät, lieblos wenn nicht sogar gefährlich. Die Orientierungshilfe der Pilgermission antwortet darauf, daß nur die Personen therapeutisch-seelsorgerlich begleitet werden sollen, die diese Begleitung auch wünschen. Diese Personen würden auch die Hilfe suchen, weil sie schon unter diesem emotionalen Streß stehen und sich mit Suizidgedanken quälen. Dann wird auf viele substanzielle Heilungen verwiesen, bei denen die homosexuellen Gefühle stark zurückgegangen sind. 5.2.3. Ethische Maßstäbe zur HomosexualitätSchon in der Einleitung wird festgestellt, daß in den letzten Jahrzehnten sowohl in der Gesellschaft als auch im christlichen Bereich ein schnell fortschreitender Wertewandel stattgefunden hat. Das bezog sich gerade auch auf die Homosexualität und hatte zur Folge, das einige Kirchen homosexuelle Paare segneten und trauten, während andere sich bewußt dagegen entschieden. Um hier zu einer Stellungnahme zu gelangen, wollte die Pilgermission St. Chrischona bewußt vom Grund der Bibel her Stellung nehmen. Dementsprechend viel Wert wird auf die theologischen Grundlagen gelegt, die humanwissenschaftlichen Ergebnisse fließen erst im Anhang oder als therapeutische Hilfestellungen in die Orientierungshilfe der Pilgermission ein. Im Anhang bringt diese Frage ein Einwand auf den Punkt: "Viel wichtiger als die biblische Stellungnahme ist die Toleranz allen Menschen gegenüber." Natürlich darf kein Mensch und keine Menschengruppe ausgegrenzt werden. Auch darf kein Mensch auf einen bestimmten Weg genötigt werden. Aber Christen müssen sich auf die Aussagen der Bibel berufen, weil sich "menschliches Zusammenleben nur in den schöpfungsgemässen Bahnen heilsam gestalten läßt." So kommt die Aussagekraft einzig der Bibel zu, und deren Stellungnahme wurde als ganz klar gegen die Homosexualität festgestellt. Beim Einwand der angeborenen Homosexualität wurde bereits festgestellt, daß humanwissenschaftliche Ergebnisse maximal den Zustand der gefallenen Schöpfung unterstreichen, nicht aber den Willen des Schöpfers. 5.3. Segnung HomosexuellerAuf die Segnung Homosexueller wird in dieser Orientierungshilfe der Pilgermission nur am Rande eingegangen. Der einzige Hinweis auf diesen Fragekomplex befindet sich auf den Seiten 13 bis 14 im Anhang. Auf den Einwand, daß man den homosexuellen Paaren den Segen für ihre Form der Liebe nicht verweigern darf, antwortet die Orientierungshilfe der Pilgermission, daß sich mit dem Segen die Kirche selber schuldig macht. Denn der Segen widerspricht dem Willen Gottes in seinem Wort und der Schöpfungsordnung, und schadet deshalb letztlich nur dem Menschen. Das gilt, auch wenn die Kirche schon an homosexuellen Menschen durch Diskriminierung schuldig geworden ist. Eine solche Schuld kann nicht durch einen ungedeckten Segen aufgehoben werden. Der Segen für eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft ist auch indirekt unmöglich, weil ein Mitglied der Gemeinde, das seine Homosexualität mit Überzeugung auslebt, zur Umkehr gerufen werden soll. "Ist es nicht bereit, von diesem Weg abzulassen und Hilfe zu suchen, soll mit ihm wie mit jedem anderen Gemeindeglied umgegangen werden, das bewusst in der Sünde verharrt (Mt. 18)."
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