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Unser Weg durch das Hochwasser

Dies ist unser ganz persönliches Erleben vom 12. August an. Dabei bin ich mir klar darüber, daß wir sehr glimpflich davongekommen sind - andere haben wirklich alles verloren, so gibt es jemanden in unserer Gemeinde, wo das Wasser über einen Meter hoch in der Wohnung gestanden hat. Andere sind zu diesem Zeitpunkt evakuiert, denn wir erwarten eine Hochwasserwelle auf der Elbe, die den unteren Teil Heidenaus überschwemmen könnte (Das Wasser, über das zur Zeit aus Tschechien und auch aus Prag berichtet wird.) Die Bilder können angeklickt werden, um sie größer zu sehen.

Am 12. August stiegen Gabi, Florian und ich in unser Auto, um unseren Hochzeitstag mit einem chinesischen Essen nachzufeiern. Über die Müglitzbrücke kamen wir nicht, sie war gesperrt. Allerdings erinnere ich mich nicht mehr, ob wir das zu dem Zeitpunkt schon wußten. Wir waren erst durch die Heidenauer Nordstadt, sogar am Nordbahnhof vorbei unterwegs nach Dresden. Bald einigten wir uns auf den Chinesen in Heidenau, und so kehrten wir um. Dieser Chinese war in der August-Bebel-Straße, das ist die 1. Straße nach der Eisenbahnbrücke, wenn man aus Dresden kommend auf der B 172 durch Heidenau fährt.

Wir bewegten uns elbseitig vom Bahndamm fast auf dem gleichen Weg zurück, vorbei am Heidenauer Rathaus zur Mühlenstraße. Im Nordbahnhof stand unten Wasser, weshalb wir den Weg nicht wählten. Allerdings dachten wir uns dabei fatalerweise nichts schlimmes: In den beiden anderen Unterführungen (Dohnaer Straße und Mühlenstraße) stand kein Wasser. Wir dachten, die Pumpen, die für die Bahnhofsunterführung zuständig waren, seien ausgefallen und könnten den Regen nicht wegpumpen. Ähnliches hatten wir schon früher am Kahrenweg (Richtung Pirna) erlebt, ohne das es ein schreckliches Unwetter bedeutete.

Wir kamen über den Mühlenweg (dort ist das Hotel, in dem meine Eltern häufiger übernachten, nachdem sie in einem anderen Hotel kein rauchfreies Zimmer mehr bekamen) zum Chinesen. Gegen 20:00 Uhr wollten wir aufbrechen, denn Florian war trotz mitgebrachtem Essen nicht gerade sehr gnädig. Alle Einschlaftricks halfen nicht. Mit dem Auto sahen wir, daß auf der Heinrich-Heine-Straße das Wasser stand. Daher schätzten wir, das die Unterführung der Mühlenstraße wie die vom Nordbahnhof vollgelaufen war. Also versuchten wir über die Bundesstraße zu entkommen. Auf dem Weg dahin kam uns von einem Grundstück seitlich Wasser entgegen, es spritzte ziemlich hoch und floss einige Zentimeter hoch über die Straße. Doch oben schickte uns ein Uniformierter zurück. Er wisse selbst nicht, wie lange er hier noch stehe: Die Kreuzung selber sei noch trocken, aber links würde die Müglitz sie zum Einsturz bedrohlich unterspült haben, und rechts der Mühlengraben sie unpassierbar machen. Und gradeaus stürze die Müglitz auf uns zu.

Also zurück: Die Einfahrt zum Parkplatz beim Chinesen lag richtig hoch - wie man doch plötzlich sich über solche Details freute. Dort parkten wir, mittlerweile schwoll auch das Wasser auf der Straße selber immer mehr an. Wir fragten, ob wir noch eine Weile bleiben dürften - Ja, das war kein Problem. An dem Abend gingen dann sogar alle weitere Speisen auf Kosten des Hauses - leider hatten wir kein Hunger mehr, denn wir hatten ja vorher sehr gut gegessen.

Das Wasser schwoll immer weiter an, und es stieg sogar langsam die Auffahrt hoch. Ängstlich beäugten wir in jeden Zentimeter, den es näher an unser Auto kam. Die anderen beiden Gäste, die mit uns dort gespeist haben und nach uns aufgebrochen waren, trafen auch ein. Sie hatten ihr Auto einen Parkplatz weiter unten geparkt. Deren Auto wurde diese Nacht noch an einem Reifen angespült, aber überlebte die Situation auch.

Das Wasser stieg immer weiter, ich legte mich gegen 23:30 schlafen - wenn das Wasser so hoch kam, daß es in das Haus laufen würde, dann würde man mich bestimmt wecken - oder wenn sie eine Nachtwache in einer der letzten Schichten brauchten.

In der Nacht stieg auch das Wasser noch, zeitweilig reichte es bis an deren Portal heran, das auf halben Weg zwischen Eingang und Straße stand (Ich werde das Haus irgendwann noch einmal knipsen, damit man sich das konkret vorstellen kann!).

Am nächsten Morgen bemerkten wir einen leichten Rückgang. Man konnte mit etwas akrobatischen Fähigkeiten zum Nachbarhaus turnen, worüber die anderen Gäste sehr froh waren: Sie konnten ihr Auto sehen. Das war um so mehr wichtig, als ein Auto von seinem Parkplatz verschwunden war, dafür aber noch Autoteile umherschwammen. Mittlerweile habe ich erfahren, daß es einen Seat-Händler in Dohna komplett platt gemacht hat - Seine Gebäude existiert nicht mehr, wie einige andere auch. Die Autos waren verteilt flußabwärts wiederzufinden.

Naja, erst stellten wir fest, daß man über den Bahndamm an der Rückseite zum Walmart kam, wo wir Sachen für die nächsten Tage kauften - wer wußte, wann wir dort wieder wegkommen würden. Auf dem Bahndamm bemerkten wir doch viele Fußgänger und sahen auch, daß nicht alles vollgelaufen war. Also war eine Flucht vielleicht über den Bahndamm nach Hause möglich. Ich lieferte meine Einkäufe ab, und dann versuchte ich alleine die Wohnung zu erreichen. Ich wollte sehen, ob man den Weg gefahrlos auch mit einem Baby schafft. Von meinem Rückweg, wo ich Gabi und Florian abholte, stammten die Bilder.

In dieser Straße haben wir die Nacht zugebracht. Am Nachmittag war alles nur noch halb so schlimm... IMAGE0014
Oben sieht man noch leicht fließendes Wasser.
Am nächsten Morgen gab es bei uns eine Nudelsuppe. Diesen Bäcker, der in der Straße unten beim Bahnhof war, hat es sehr schlimm erwischt. Seine gesamte Einrichtung landete vor dem Haus. Mittlerweile heißt es, von dem Schlamm geht auch eine Seuchengefahr aus. Immerhin hat er einige Kläranlagen mitgenommen. IMAGE0017
Der Bäcker
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Floh hoffentlich sicher, und durch den Regenschirm vor dem Nieselregen geschützt.
Den Flo ordentlich verpackt und eng am Mann ging es los. Das Tor war das einzige Hindernis, von hier aus ging es auf den Bahndamm, unser einziger Fluchtweg.
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Die Brücke vom Nordbahnhof.
Das unter dieser Brücke auch gelegentlich Autos fuhren, ist unvorstellbar. Wie man deutlich sieht, waren wir nicht die einzigen, die unterwegs waren. Viele Touristen versuchten Bilder einzufangen.
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Die erste Brücke, die wir passierten.
Von dieser Brücke schoss ich das vorige Photo. Am nächsten Tag konnte ich die Brücke unten schon mit dem Auto gegen 9:30 Uhr passieren. Zwar lag unten noch dick Schlamm, und das Wasser war noch immer nicht ganz abgelaufen, aber in diese Richtung reichte es nur noch bis zum Bodenblech. Als wir die Brücke überquerten, war das unvorstellbar.
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Was zeigt uns blos die Zeit an?
Das war mal der Heidenauer Bahnhofsvorplatz - und er wird es wieder. Was da noch alles stehengelassen war, wird erst im Laufe des nächsten Tages zum Vorschein kommen. IMAGE0022
Die Häuser rechts sind nur ein Stockwerk hoch.
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Über diese Straße sind wir zum Chinesen gefahren.
In Natura sah alles noch schlimmer aus. Die Straße war regelrecht aufgerissen. Im hinteren Teil des Bildes ist eine Spalte zu sehen, wie ich sie aus Erdbebenbilder kenne: ein richtiger Erdspalt, mehrere Meter weit auseinander, die Tiefe konnte ich aus meiner Postition nicht erkennen. Das Wasser rann die Straße herunter und nahm alles mit. Die Versorgungsleitungen lagen an dieser Stelle frei, so berichtete mir jemand aus der Gemeinde.
Die andere Seite der Brücke sah nicht so schlimm aus. Aber auch hier hat sich das Wasser einen Weg gesucht. IMAGE0010
Im Hintergrund das Hotel an der Mühlenstraße.
Das waren mal ordentlich gepflegte Gärten. Was man sieht ist eine reine Schlammlandschaft, angeschwämmt aus dem Müglitztal. IMAGE0028
Der Trabbi links ist wohl entgültig unbrauchbar.
Die Müglitz ist im Normalfall ein größerer Bach. Dieser Strom hier ist aber so reißend, daß er die Bäume umknickt, links im Bild gut zu sehen. Das Wasser wird nach unten hin angestaut, weil nicht alles einfach durch die Brücke paßt. IMAGE0007
Sonst übersieht man den Fluß eher.
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Vor der Brücke
Hier sprudelt das Wasser auf, bevor es durch die Brücke paßt. So habe ich einen Fluß noch nicht erlebt. Ich kenne es, daß es hinter einer Brücke sprudelt, weil der Auslaß höher ist als der eigentliche Wasserstand. Nachdem allerdings auch ein Zug diese Brücke überfuhr, hatte ich doch wieder Vertrauen in die Konstruktuion. Immerhin, die Brücke der B172 über den Fluß war bis zum 14. gesperrt.
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Die Müglitz
Hinter der Brücke sah man kein Land mehr. Einige Bäume allerdings deuteten den Flußverlauf an. Weiter oben im Flußlauf hat der Fluß Häuser geplättet und die Unterstadt von Dohna in einen großen See verwandelt. Die Menschen dort sind bis heute noch evakuiert.
Die Ampel verdeckt es leicht. Hier ist ein PKW auf einen Bagger geschoben, und die Straße dahinter aufgerissen. Stunden später war noch mehr Wasser zurückgelaufen. Allerdings zeigte sich an dieser Stelle, wie tückisch das Wasser ist. Duch den Schlamm kann man den Grund nicht sehen, und ein Junge nahm ein tiefes Bad in einem Loch, als er den Bagger erkunden wollte. Ich habe auch auf einer anderen Straßen einen umgedrehten Gullideckel gesehen. Mit fehlenden Deckel muß man immer rechnen. Das war auch meine größte Sorge, als ich mein Auto durch den Schlamm und Wasser hindurch in Sicherheit brachte. IMAGE0002
Schlammspuren an der B 172, der Großteil schon weggefahren.
Schlammreste verrieten es uns, auch wenn wir den Gerüchten erst nicht glauben wollten. Das Wasser bahnte sich seinen Weg durch einen großen Teil von Heidenau. So floß es auch knapp an unserem Haus vorbei. Vor dem Nachbarhaus von uns waren sogar noch Spuren vom Wasser. Gott hat uns persönlich wirklich gut behütet: Kein Wasser, nicht einmal im Keller, bei uns. IMAGE0001
Dieser Schlamm macht sich über Heidenau breit.

Was kaum berichtet wird: Zur Zeit haben wir das Hochwasser aus dem Erzgebirge hinter uns. Aber wir erwarten noch die Fluten aus Tschechien, die sich in einem Anschwellen der Elbe zeigen. Noch ist hier alles stabil, allerdings ist heute die Elbseite bis zum Bahndamm und darüber hinaus evakuiert. Wir beten für das Beste. Verschlimmert wird die Situation in Heidenau durch die Tatsache, daß wir im Außenbereich einer Elbkurve liegen.

Dann benötigen wir noch Spenden als Gemeinde. Bei uns gibt es mehrere wirklich geschädigte, in der einen Wohnung hat wohl das Wasser mindestens ein Meter hoch gestanden. Über die anderen gefährdeten Wohnungen liegen mir noch keine Schadensberichte vor.

Erstellt am 15.8.2002 mitten in der Nacht.